Teil 2 ab Spittal


Spittal - Villach        07.09.2018       40.3 km        ↑105 m        ↓44 m

Route: Entlang dem Drautal - Radweg bis Villach


Der Radweg entlang der Drau führt auf diesem Abschnitt durch schöne Flusslandschaften. Der Radweg ist flach. Trotzdem fühlen wir uns heute irgendwie schlapp. Wir entschliessen uns in einem Sportzentrum mit Restaurationsbetrieb eine Nudelsuppe mit Rindfleisch zu essen. Die Form der „Nudel“ erstaunt uns: es ist eher ein riesen Ravioli gefüllt mit gehacktem Rindfleisch. Der Wirt bemerkt unsere Verwunderung und erklärt uns, dass in Kärnten Ravioli, wie die Schweizer sagen, auch Nudeln heissen. Unsere Nationalität ist offenbar auch ohne „Fähnli“ sofort erkennbar! 

Auf der Weiterfahrt sichten wir am linken Hang des Drau-Ufers einen grossen Steinbruch mit hellem Gestein. Infotafeln ist zu entnehmen, dass hier weisser Marmor gewonnen wird. Mit geschärfter Wahrnehmung für weisse Steine radeln wir weiter und bemerken wie oft diese den Radweg zieren. Auch der Ortsname „Weissenstein“ deutet darauf hin.

Entlang einer gepflegten Flusspromenade fahren wir unvermittelt in die Innenstadt von Villach. Auf dem Weg zum Hotel erblicken wir viele Harleys. Deren tiefes Brummen begleitet uns den ganzen Abend und wiegt uns schliesslich um Mitternacht in den Schlaf.

Für die Weiterreise planen wir von Villach über den Wurzenpass mit 17 % Steigung nach Krajinska Gorica zu fahren. Die enorme Steigung mit dem vielen Gepäck lässt uns nach Alternativen zu suchen. 

Martin googelt und findet eine alte Bahnstrecke (Rudolfbahn) von Travisio nach Jesenice im oberen Save-Tal in Slowenien. Dies scheint uns eine aufregende Aussicht und wir finden auch gleich einen GPS-Track, den wir in unserem Navi speichern – voilà! Bahnstrecken haben wir früher in bester Erinnerung. Sie haben immer moderate Steigungen und sind oft abseits der grossen Strassen.


Villach - Tarvisio       08.09.2018       35.6 km        ↑396 m        ↓146 m

Route: Alpe-Adria Radweg entlang der Grenze zu Slowenien bis nach Arnoldstein und dann nach Travisio (IT).


Der Wurzenpass lässt uns nicht locker, wir liebäugeln, heute, bei diesem prächtigen Wetter doch über den Pass zu fahren. Beim Auschecken will die Hotelfachfrau wissen, wie unsere Reise weitergeht. Wir erzählen von unserem Vorhaben. Sie schlägt uns unser Ansinnen vehement aus dem Kopf. Sie sagt: „Ich bitte Sie, nicht über den Wurzenpass zu fahren. Dieser Pass ist nichts für Radler und vor allem an Wochenenden ist er sehr stark befahren. Das ist gefährlich. Und heute Samstag fahren viele Harleys über den Pass. Also, geht bitte nicht darüber.“ Wir beherzigen ihren Ratschlag.  Im Hof des Hotels und auf dem grossen Platz vor dem Hotel entfernen Harley-Fahrer jedes Stäubchen von ihren Maschinen. Tun sie dies für die Parade, die um 12:00 Uhr stattfindet? Ein Fahrer erzählt uns, dass 20`000 Harleys durch die Altstadt von Villach fahren. Die Strassen sind schon seit geraumer Zeit abgesperrt. In den Strassencafés sitzen viele Leute, die das Spektakel mit verfolgen wollen. Wir schwingen uns aufs Velo und fahren durch die von Menschen gesäumten Strassen. Schliesslich treffen wir auf den Radweg 3 – gemeinsamer mit dem Mariapilgerweg - der durch lichte Pinienwälder, offene Felder, durch Dörfer und manchmal entlang der Hauptstrasse führt. Unterwegs treffen wir auf eine Gruppe Männer, die den Mariapilgerweg laufen.  

Wunderbar, Gleichberechtigung bei den Pilgerwegen! 

In Arnoldstein blicken wir zu den nahen Hügeln von Slowenien hinauf und denken an die Zeit des kalten Krieges. Wie war das Leben damals wohl in diesem Dorf? Wir folgen dem Radweg, der hoch über der Autobahn und dem Flüsschen Gaililz über die Staatsgrenze bis nach Tarvisio geht. Uns gefällt das schmucke, typisch italienische Städtchen. Ein bisschen flanieren und einen Apéro Spritz. Herrlich! Auch hier treffen wir unzählige Harley-Töff-Fahrer, die eine Gelati oder einen Espresso geniessen. 

Im unserem Hotel in Tarvisio hängt ein Bild von einem wunderschönen Bergsee, dem Lago di Fusine Inferiore. Zu dem müssen wir morgen einen Abstecher machen…


Tarvisio - Bled (SLO)    09.09.2018       65.3 km        ↑575 m        ↓848 m

Route: Tarvisio bis nach Jesenice im Savetal. Unterwegs Abstecher zu den beiden Bergseen Lago di Fusine Inferiore und – Superiore. Von Jesenice zum Kurort Bled.

 

Der Radweg entlang des stellgelegten Bahntrassees (auch bekannt unter: „Rudolfbahn“) von Tarvisio bis nach Jesenice im Savetal führt uns durch wunderschöne subalpine und fast alpine Landschaften. Alte Bahnhofsgebäude, Brücken und hohe Dämme erinnern uns an die im 1966 stillgelegte Eisenbahn. 12‘000 Arbeiter haben sie ca. 1870 in einem Jahr gebaut – eine Meisterleistung in dem z.T. unwegsamen Gelände! Zuerst steigen wir durch Wälder hinauf zur Wasserscheide. Unterwegs finden wir die Abzweigung zu den beiden Lago di Fusine Inferiore und – Superiore und fahren die steile Bergstrasse hinauf zu den kleinen Bergseen. Das klare, blaue Wasser, die schon herbstlich anmutenden Wälder und das nahe Bergpanorama beeindrucken uns. Wieder zurück auf dem Radweg D2 essen wir im alten Bahnhöfli von Podkoren Zmittag. Die Skilifte am nahen Berghang lassen vermuten, dass hier auch im Winter was los ist. 

In Jesenice ists vorbei mit dem tollen Radweg. Wir folgen einem Radwegweiser nach Bled, der uns auf einer Hauptstrasse über einen hohen Hügel nach dem putzigen Kurort Bled, mit dem in Bergen eingefassten See, ohne Ablauf, führt.

Bald finden wir in einem Hotel ein Zimmer mit Blick auf den See, zur Burg und Kirche. Das grosse Hotel erinnert uns an die guten alten Zeiten von Tito, als viele Gäste aus der UDSSR an die Wärme nach Jugoslawien reisten. 

Von der Strandpromenade hören wir Oberkrainer–Musik. Die Musikanten singen in Slawisch. Jemand hat uns aufgeklärt, dass diese Musik nicht aus Österreich, sondern aus Slowenien kommt. Dem Vernehmen nach haben auch die Dirndl ihren Ursprung in Slowenien. 


zwei "velofreie" Tage in Bled        10.-12.09.2018

Erster Tag: Es ist Montagmorgen. Wir planen die nächsten zwei Tage, die wir hier verbringen wollen.
Einen besonderen Reiz erlangt Bled durch den See mit der kleinen Insel und der Burg, die ca. 140 m. ü. Meer auf einem Felsen thront. Ferner liegt Bled am Rande des Triglav Nationalparks.

Als erstes müssen wir auf Übernachtungssuche. Unser Hotel ist leider für Montag bis aufs letzte Zimmer ausgebucht. Die freundliche Frau an der Rezeption teilt uns den Grund für die hohe Nachfrage mit: Europäischer Kongress für Gesundheit und Wohlbefinden.
Wir stellen fest: Die Strasse zum See hinunter ist mit Drahtgittern abgesperrt. Polizisten winken schwarze Limousinen durch, die ein paar hundert Meter weiter unten beim Kongresszentrum anhalten. Frauen und Männer in Business–Kleidung entsteigen den Vehikeln und gehen auf einem roten Teppich in das Konferenzgebäude. Diese Leute werden wohl nicht in unserer Absteige, obwohl Seeblick, logieren. Aber vielleicht die Entourage, Medienleute...
Wir finden eine Bleibe – ohne Seeblick, dafür um einiges teurer – auf der gegenüberliegen Seeseite.
Als erstes Highlight lassen wir uns mit einer Gondola über den tiefblauen See zur Insel mit der Mariä-Himmelfahrts-Kirche befördern. Zur Kirche hinauf führen 99 Stufen. In früheren Zeiten musste jeweils ein Bräutigam als Liebesbeweis seine Braut hochtragen. Wie damals befindet sich heute noch in der Kirche, vor dem Alter, ein Seil mit dem die Wunschglocke geläutet werden kann. Bei der Anfahrt über den See hörten wir immer wieder ein teilweise unharmonisches Läuten. Hoffentlich gehen auch diese Wünsche in Erfüllung!
Zweites Highlight: Die Vintgard Schlucht ist eine 1,6 km lange Felsenschlucht zwischen Felswänden, die der Radovna Fluss über Jahrtausende eingekerbt hat. Auf Holzstegen entlang den Felswänden bestaunen wir zahlreiche Wasserfälle und Stromschnellen. Ein wunderschöner Anblick! Am Ende der Schlucht stürzt die Radovna über eine 13 m hohe Felswand ins Tal der Save.

Auf der Rückfahrt von der Schlucht gibt’s einen Zwischenhalt auf der Burg, wo wir uns spontan zum Aussteigen entschliessen. Wir werden mit einem super Ausblick über die Landschaft und den See belohnt. 

Zweiter Tag: Wir fahren an den Bohinjsko See mit dem Bus zur Talstation des Bergs Vogel – eines Vorhügels zum Berg Vogel. Mit einer Seilbahn und einem Sessellift gelangen wir zum Berg RIBČEV LAZ, wo wir eine super Aussicht auf die Alpen und den höchsten Berg Sloveniens, den Triglav geniessen. Eine Pause mit einer Suppe und einem Nickerchen in der Mittagssonne auf der Terrasse des Bergrestaurants tut uns gut. 


Bled - Ljubljana         12.09.2018        63.7 km        ↑436 m        ↓588 m

Route: Bled, Radolvljica, Kranj, Ljubljana 

 

Schnell entfliehen wir der stark befahrenen Hauptstrasse aus Bled und folgen einer kleinen Landstrasse, durch eine bäuerliche Gegend, die uns schliesslich zum Fluss hinunter an die Save Bohinjika führt.  Das Tal ist eng. Trotzdem erblicken wir im Osten immer wieder den Berg Triglav, der in der Vormittagssonne hell leuchtet. Und schon folgt ein happiger Aufstieg zum Städtchen Radolfljica, das hoch über dem Tal thront. Beim Aussichtspunkt, vor der Stadtmauer, treffen wir auf einige Touristen, die sich der tollen Aussicht erfreuen. Dass hier Touristen sind, muss einen Grund haben, denken wir. Also, wir schieben das Velo durch das Eingangstor und schon stehen wir vor wunderschön herausgeputzten historischen Gebäuden. Der Krampf hat sich gelohnt! Schade, dass wir erst eine Stunde unterwegs sind - ist noch zu früh, um Kaffee zu trinken. Bei Dorfausgang entdecken wir einen kleinen Bio-Laden. Ich gehe hinein und kaufe ein halbes Räuchermutschli, eine Trockenwurst, eine Gurke, 3 Apfel und zwei Vollkornbrötli. Alles zusammen kostet 7 Euro. Die Verkäuferin erzählt mir, dass alle ihre Produkte regional produziert werden und sie diese direkt bei den Bauern einkaufe. Die Bauern in der Umgebung produzieren Bio-Produkte, die aber nicht zertifiziert sind. Dies aus dem Grund, weil sich die Kleinbauern die Zertifizierung nicht leisten können und auch weil die zertifizierten Produkte teurer verkauft werden müssten, was zur Folge hätte, dass die heimische Bevölkerung sie nicht kaufen könnte. 

Wie schon in den vergangenen Tagen fahren wir immer wieder an kleinen Bauernhöfen vorbei. Kein grosser Maschinenpark steht davor, sondern eher einer wir bei uns vor 50ig Jahren: Mäher, kleiner alter Traktor und Wagen. Typisch sind auch die Heutrocknungsgestelle und die grossen Holzbeigen. 

Gegen Mittag wird die Gegend im Savetal flacher und wir erreichen die schmucke Stadt Kranj. Wir essen auf dem Hauptplatz Zmittag und betrachten das rege Leben von Alt und Jung. 


ein "velofreier" Tag in Ljubljana        13.09.2018

Heute geniessen wir Ljubljana. Architektonisch ähnelt sie eher einer österreichischen Stadt, hat aber mit einem mediterranen Flair. In der Altstadt, entlang des Flusses Ljubljanca, gibt es viele Cafés u. Restaurants. 

Die „Drei Brücken“ und die „Drachenbrücke“ gehören zu den Topsehenswürdigkeiten und werden dementsprechend viel abgeknipst. 

Wir besuchen zuerst den Zentralmarkt. Allerlei wird da angeboten: Früchte, Gemüse, Schuhe, Kleider, Hüte… Im angrenzenden Gebäude nebenan wird Fisch und Fleisch feil gehalten. Eine ruhige Atmosphäre – kein Marktschreier oder Verkäufer, der unbedingt seine Produkte an die vorwiegend städtische Kundschaft bringen will. 

Die Burg von Ljubljana ist mit Bestimmtheit das grösste und auffälligste Bauwerk der Stadt. Sie thront auf einem Berg neben der Innenstadt und kann mit der Standseilbahn oder auch zu Fuss erreicht werden. Wir wählten die bequemere Variante. Viele Räume der Burg sind für Besucher zugänglich – auch die Kerker. Eine Videopräsentation erzählt von der Entstehung der Burg bis heute. Auf dem Turm erfreuen wir uns, wie viele andere Touristen auch, über die prächtige Aussicht auf die Altstadt. Als ein Tourist eine Drohne startet, die über unsere Köpfe dahinfliegt, kommt bei uns das Gefühl auf, dass er das Fliegen nicht im Griff hat. Wir suchen in Windes Eile den Abgang. Schade! 

Den Altstadtbummel erweitern wir bis zum Parlamentsgebäude, das in einem neueren Stadtteil steht. Der Platz der Republik - ein klotziger Baustil wie das Parlament, sind Zeitzeugen aus der kommunistischen Zeit.


Ljubljana - Postojna       14.09.2018        53.6 km        ↑636 m        ↓376 m

Route: Ljubljana, Vrhnika, Logatec, Postojna

 

Heute ist unser Ziel Postojna, ein kleiner Ort mit dem zweitgrössten Höhlensystem der Welt. 

Ljubljana verlassen wir zuerst entlang der Ljubljanka, dann durch die Altstadt und schliesslich vorbei an der Universität. Der Universitätsplatz ist sehr belebt. Die Olympische Melodie erklingt aus Lautsprechern. Alle Leute bleiben stehen. Als der letzte Ton verhallt ist, beginnen die Kinder mit verschiedenen Staffetten, Ball- und Geschicklichkeitsspielen. Findet hier ein gemeinsamer Schulanfang statt? Ich frage einen Organisator: „Kinderolympiade“. Die Städtischen Sportvereine organisieren diesen Tag, um die UnterstufenschülerInnen für eine Sportart zu begeistern. Tolle Idee, finden wir.

Wir wählen den Radweg entlang einer Hauptstrasse, die jedoch mit einem Radstreifen versehen ist - teilweise sogar abgetrennt. 

In Vrhnika, wo sich der Radweg von der Hauptstrasse trennt, trinken wir in einem herzigen Café einen Capuccino. Der freundliche Kellner erzählt uns mit Stolz, dass nebenan das Geburtshaus von Ivan Cankar, einer der bekanntesten Schriftsteller Sloweniens steht. Wir lesen die Gedenktafel (am Abend googeln wir nach ihm und stellen fest, dass er einen interessanten Lebensstil pflegte). Der Radweg hat sich zu einer steilen, mit Geröll versehenen Naturstrasse gemausert. Dennoch treffen wir immer wieder auf gepflegte und belebte Dörfer.


ein fast „velofreier“ Tag in Postojna       15.09.2018

Besichtigung der Postojna Höhle, der grössten Höhle Europas und angeblich der schönsten der Welt. Erst fahren wir zwei Kilometer mit der Höhlenbahn ins Innere. Hier beginnt der Fussweg durch die schönsten Partien der Höhle.  Uns beeindrucken die Stalagmiten, Stalaktiten, die Vorhänge und die Spaghettis aus verschieden farbigem Kalk. Eisen macht den Kalk braun und Mangan grau.

In einem grossen Saal, wo auch Konzerte stattfinden, testen wir das lang anhaltende Echo. Bis zu sechs Sekunden hallen die Töne nach. Martin hat das Echo auch getestet – und es funktionierte. Der Zweiklang hallte lange nach.

Schliesslich treffen wir das grösste Höhlentier, den Höhlenolm an, der in voller Dunkelheit gut leben kann. 

Anschliessend an die Höhle besuchen wir das Vivarium. Da lernen wir über ein paar Dutzend Lebewesen kennen, die in der Höhle leben. Der Höhlenolm ist der Grösste. Er kann bis zu 10 Jahre ohne Nahrung auskommen und 100 Jahre alt werden. Fazit: andauernde Dunkelheit, konstante Temperatur, gemächliche Lebensweise = bewährtes Anti-ageing Mittel. 

Wir staunen, wie viele kleinere Wesen, v.a. Insekten und Krustentiere in der Höhle leben. Alle sind adaptiert an wenig Nahrung und an die Dunkelheit. Die Nahrung kommt meistens über den Wasserzufluss und vom Höhleneingang her Zugetragenes.

Am Nachmittag machen wir eine kleine Ausfahrt in die ländliche Umgebung, wo es anscheinend Bären hat. Jemand hat uns darüber berichtet, wie er es gerade gestern Abend verpasst hat, auf einer Bärentour mit dem Wildhüter, Bären an der Futterstelle zu beobachten. Etwas Spannung kommt auf, als wir lange auf einem Holzersträsschen fahren und feststellen müssen, dass wir uns verfahren haben. Alles wieder zurück auf dem groben Kiesweg fahren, dazu haben wir keine Lust. Zum Glück sichten wir Traktorenspuren, denen wir folgen und die uns aus dem Wald hinaus leiten. Schliesslich strampeln wir über ein Feld, auf dem einige Dinosauriereier (Heuballen weiss verpackt) liegen (die ersten, die wir auf unserer Fahrt durch Slowenien sichten). Die Spuren führen uns direkt ins Dorf Studeno, 597 m.ü.M. Das steinige Gelände und die Kalksteinberge im Hintergrund erinnern uns an den Jura. Ziel unseres spät nachmittäglichen Ausflugs war die Besichtigung der Heuharfe und der Felsenburg. Die Heuharfe ist leider eine ungeordnete Sammlung von bäuerlichen Gerätschaften und für die Fahrt zur Felsenburg wurde es zu spät. 


Postojna – Triest        16.09.2018        69.7 km        ↑664 m        ↓1214 m

Route: Postojna, Divaca, Lipica, Triest

 

Postonja - Triest scheint unter den Velofahrern nicht attraktiv zu sein... Das Tourist-Info-Büro macht keine Empfehlungen für diese Strecke. So folgen wir der A 409, die gemäss Streetview-Aufzeichnung wenig Verkehrsaufkommen aufweist. Wir starten zeitig und kommen gut voran. Beim Dorf Divaca sichten wir eine Infotafel. Gerade neben der Strasse liegt eine riesige Doline. Wir beschliessen mit dem Velo entlang der Krete rund um die Doline zu laufen. Unterwegs bei einem Aussichtspunkt lassen wir uns nieder und verzehren unser Picknick. Ein kurzes Nickerchen gehört auch dazu - es sind nur noch ca. 30 Kilometer bis Triest. Das war ein Fehler. In der Zwischenzeit hat das Verkehrsaufkommen massiv zugenommen. Eine Lawine von Autos und Motorrädern, viele von ihnen sind auf dem Weg nach Lipica, zu den weissen Pferden. Auch wir fahren zum Ort des berühmten Gestüts. Die gezüchteten Schimmel sind für die Hofreitschule in Wien. Wir verzichten auf den Besuch des Reitparks. Die riesige Menschenansammlung hält uns davon ab. Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse kreuzen wir eine Kutsche, gezogen von vier Lipizzanern. Glück gehabt! 

Von nun an geht’s bergab. Etwas ausgepumpt erreichen wir am späten Nachmittag Triest. So fährt dann auch der Apéro Spritz auf der Piazza San Antonio Nuovo entsprechend ein. 


Triest - Piran        17.09.2018        55.9 km        ↑441 m        ↓450 m

Route: Triest, Kopper, Isola, Piran


Heute fahren wir über das alte Bahntrasse der Parenzana, die über eine Länge von 123,1 km von Triest nach Porec führt. Mit dem Bau der Bahn wurde 1900 begonnen und dauerte 2 Jahre. Grund für den Bau war der Transport von Salz, Oliven und Wein. Die Beförderung von Personen hatte keine Priorität. Die Eröffnungsfeier der Bahn wurde auf den 1. April 1902 festgelegt. Dieser Feierlichkeit wohnten nur ganz wenige Leute bei, weil viele dachten, es sei ein Aprilscherz. 

Wir hingegen, werden an der Nase herumgeführt. Schon beim Hafen in Triest sehen wir ein Schild „Parenzana“ Cicle. Super! Weit daneben:. Der Radweg „Paranzana“ wird immer wieder unterbrochen oder umgeleitet. Ist wie in einem Labyrinth ohne Ausgang... Ganze drei Stunden quälen wir uns über holperige Strassen, vorbei an doppelparkierten Autos und sich plötzlich öffnenden Türen. 

Beim Grenzübertritt nach Slowenien ändert die Situation: rücksichtsvolle Autofahrer, vorbildliche Beschilderung, abgesenkte Trottoirs und schliesslich traumhafte Radwege. Wir schätzen es!

Entspannt pedalen wir nach Piran, einer wunderschönen mittelalterlichen Stadt. Hier bleiben wir zwei Tage, es ist einfach zu schön um gleich wieder weiter zu reisen. Zudem ist unser B&B eine ruhige Oase mitten in der Altstadt. Auch den wunderschönen Garten dürfen wir benutzen und von den vielen süssen Früchten naschen. Traumhaft!


ein fast "velofreier" Tag in Piran        18.09.2018

Die Altstadt von Piran bietet viele Sehenswürdigkeiten: Wir begehen die gut erhaltene Stadtmauer, besichtigen das Venezianer Haus am Tartinijplatz, die Kirche Sankt Georg und steigen auf den Turm, wo wir auf der gegenüberliegenden Adria-Seite Grado und Triest ausmachen. Aber auch die vielen engen Gässchen und kleinen Shops oder Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein.
Aus einem Gebäude, angrenzend an die Stadtmauer, vernehmen wir das heulende Geräusch einer Holzsäge. Wir schauen durch die Türe ins Innere. Von der Wand blickt das Portrait von Tito auf den Schreiner herab. Tatsächlich Präsident auf Lebzeit(en).  

Am Nachmittag schwingen wir uns aufs Velo. Wir fahren zu den Salinen nach Secovlje, nahe der kroatischen Grenze. Leider wurde die Salzgewinnung für dieses Jahr eingestellt, da ein starker Sturm vor zwei Wochen grosse Schäden anrichtete. Die Präsentation im Multi-Media Center ist aufschlussreich; wir erhalten einen guten Einblick in die harte Arbeit der „Salzgewinner“.
Auf dem Rückweg halten wir Ausschau nach einem Bike-Shop. Martins Veloständer hat wegen dem vielen Gepäck eine Bruchstelle. In der Nähe unseres B&B finden wir einen Shop. Zu unserem Erstaunen hat er schon geschlossen. Öffnungszeiten von 9:00-14:00 Uhr. Na ja, morgen ist auch wieder ein Tag!
Im Garten unserer Unterkunft treffen wir auf zwei deutsche Urlauber. Sie erzählen von ihrer Reise. Innerhalb von 5 Tagen haben sie bereits 7 Länder abgefahren. Bei denen geht’s ruck-ruck, zack-zack!


Piran – Grožnjan        19.09.2018        34.4 km        ↑366 m        ↓84 m

Route: Piran, Secovlje Grenzübergang Kroatien, Buje, Grožnjan

 

Wir fahren frühzeitig los, schliesslich müssen wir noch einen Halt beim Velomechaniker einlegen. Eine Frau sitzt vor dem Eingang des Bike-Shops. Ob sie auf Kundschaft wartet? Jedenfalls spricht auch sie sehr gut Englisch, wie fast alle Slowenen. Wir schildern ihr unser Anliegen. Sie verschwindet im Shop und kommt kurz darauf mit dem gewünschten Artikel zurück. Preis: vergleichbar mit unseren. 

Nun geht’s entlang der Strandpromenade und zwischen Hotelanlagen hindurch zur kroatischen Grenze. Am Grenzposten stehen viele Lastwagen, Autobusse, Autos und Motorräder. Wir nehmen die vom Stationshäuschen weit entfernteste Fahrbahn. Wir hoffen, der Grenzwächter hat an uns Velofahrer kein Interesse. Weit gefehlt! Auch wir müssen unsere IDs hervorkramen und das bei der Ausreise Slowenien und Einreise nach Kroatien.  

Kurz nach der Grenze biegen wir ab auf das stillgelegte Trasse der ehemaligen Parenzana-Bahn. Nicht nur die Landschaft, sondern auch die Radwege und Strassen ändern sich. Das Parenzana-Radweg-Trasse, ein EU gefördertes Projekt im Dreiländereck Italien, Slowenien, Kroatien steht für „Trasse der Freundschaft und Gesundheit“ und soll den Tourismus und die Gemeinschaft zwischen den 3 Staaten fördern. Wir haben den Eindruck, dass in Kroatien vor allem Wert auf die Mehrsprachigkeit der Infotafeln gelegt wurde, denn teilweise ist der Radweg ein einspuriger Feldweg oder ein eher grober Wanderweg. Dennoch geniessen wir die mediterrane Landschaft mit den Pinienwäldern, Olivenhainen und Wachholdersträuchern.  


unfreiwilliger "velofreier" Tag in Grožnjan         20.09.2018

Martin hat es in der Nacht erwischt: Bauchweh und was dazu gehört.
Aufsteller: Wir wohnen in einem geräumigen B&B im historischen Bergdörfchen Grožnjan mit 50 Einwohnern. Das Dörfchen verzeichnet beinahe so viele Ateliers und Galerien wie Bewohner.
Am Nachmittag kann Martin wieder aufstehen und im Städtchen spazieren gehen. Wir flanieren durch die engen Gassen des malerischen Dörfchens. Den Status als Künstlerdorf verdankt Grožnjan dem Künstler und Bildhauer Aleksandar Rukavina, der 1965 erwirkte, dass die verlassenen und dem Zerfall geweihten Gebäude unentgeltlich von rund 30 Künstlern bewohnt werden durften. Als Gegenleistung setzten sie sich für Erhalt und Renovierung der Gebäude ein. Ein Grossteil der heutigen Bevölkerung sind auch heute noch Künstler.
Zudem nutzen wir die Zeit, den Blog wieder auf Vordermann zu bringen und um uns Gedanken über die Fortsetzung der Route nach der Parenzana in Porec zu machen.


Grožnjan -Motovun       21.09.2018        27.6 km        ↑250 m        ↓316 m

Route: Grožnjan, Livade, Motovun 

  

Die heutige Route ist kurz. Wir haben in Blogs und von anderen Fahrradfahrern vernommen, dass die Radwege in einem schlechten Zustand sind und dass viel Zeit bis nach Motovun eingerechnet werden muss. Da in unserem B&B kein Frühstück angeboten wird, gehen wir ins Café Vera, auf dessen Veranda wir nochmals den herrlichen Ausblick über das Mirnatal geniessen möchten. Vor dem Café warten bereits zwei Velofahrerinnen auf den Cafébesitzer, der soeben auftaucht. Die beiden Frauen beginnen spontan zu erzählen, dass sie auf der Suche nach einem Velomechaniker seien, weil ein Vorderreifen undicht sei. Sie erzählen uns, dass sie dem Velovermieter angerufen hätten und der ihnen sagte, dass sie den Reifen selber flicken müssen. Die beiden hatten Werkzeug und Flickmaterial dabei, waren aber mit der Reparatur des Reifens überfordert. Martin bot ihnen seine Hilfe an. Der Schlauch hatte ein Riesenloch, konnte aber geflickt werden. Schon bald konnten sich die zwei Frauen auf` s Rad schwingen und los düsen. Offenbar hat der Flick gehalten, wir haben die Beiden auf dem Weg nach Motovun nicht mehr erblickt.
In Nordwest-Istrien ist Trüffelsaison. Kleine Shops bieten Spezialitäten an mit Trüffeln wie Käse, Oel, Salami, Paste für Apéro, Chips… Auch in den Konobo (Gaststätten) stehen Trüffelgerichte mit weisser oder schwarzer Knolle zuoberst auf der Menükarte.
Tourismuswerbung: "Gehen Sie auf Trüffeljagd! Ein unvergessliches Abenteuer in Begleitung eines lizenzierten Führers." Lust hätten wir. Nur, was machen wir mit dem wertvollen Fund? Dem „Trüffeljäger“ kommen wir näher: Wir übernachten im B&B von Mario Tartufi. 


Motovun - Vižinada       22.09.2018        14.6 km        ↑182 m        ↓150 m

Route: Motovun, Vižinada

 

Die heutige Etappe ist sehr kurz. Martins Bauchkäfer hat sich in der Nacht wieder bei ihm eingenistet. Am frühen Morgen suche ich als Erstes die Rezeption mit dem Anliegen auf, unser Zimmer für einen Tag länger zu behalten. Die nette junge Frau blättert in ihrem dicken schwarzen Buch und schüttelt den Kopf. Leider nein. Übers ganze Wochenende sind alle Zimmer belegt. Sie greift zum Telefon und fragt bei ihren Bekannten nach, die auch Zimmer vermieten. Auch bei denen und in ganz Motovun ist alles besetzt. Schliesslich finden wir im nächsten Dorf, auch an der Parenzana, ein „Apartman“. Wir packen unsere Sachen und tragen diese die Treppe hinunter zu unseren Velos. Auf dem Gepäckträger liegt eine Notiz. Darauf steht: Der Flick hat die Luft gehalten. Wir sind gut in Motovun angekommen. Herzlichen Dank und gute Weiterreise. Die zwei Frauen haben wohl auch bei Mario Tartufi übernachtet. Wie sonst hätten sie gewusst, wo unsere Räder stehen?
Auf der engen Strasse vor dem Haus beladen wir unsere Räder. Obwohl es noch früh ist, sind die Gässchen schon voll mit Touristen, darunter eine grosse Gruppe aus der Schweiz. Ob die all die Zimmer hier in diesem wunderschönen Bergdörfchen belegen?
Auf der Parenzana treffen wir die SchweizerInnen wieder. Sie sind mit Twerenbold unterwegs und fahren ein kurzes Stück auf der ehemaligen Trasse. Die Radwegstrecke von heute ist im Vergleich zur gestrigen gut unterhalten. Uns geht durch den Kopf, ob dies etwas mit den Gruppenreisen zu tun hat?
In Vižinada, obwohl ein kleines Dörfchen, suchen wir für einige Zeit unsere Unterkunft. Dabei treffen wir auf eine Bauernfamilie, die gerade am Pressen der Ernte ist. Sie legen ihre Arbeit nieder und zeigen den Gärkeller und servieren uns (Martin lehnte ab) frisch gepressten Traubensaft. Himmlisch!


Vižinada - Poreč       23.09.2018        25.6 km        ↑60 m        ↓351 m

Route: Vižinada, Nova Vas, Poreč

 

Die heutige Etappe ist auch wieder kurz und vor allem geht es abwärts. Glaubt man den Blogeinträgen, fahren wir heute über Schotterpisten, Feldwege und Schnellstrassen. Und ausserdem sei die Route immer wieder durch Privatgrund unterbrochen. Mit dieser Aussicht starten wir heute schon vor 9:00 Uhr. Zudem hängen düstere Wolken am Himmel. Auf der Fahrt von der Unterkunft zum Bahntrasse machen wir einen kleinen Umweg und besichtigen das kleine Bergdorf Vižinada. Hierhin verirren sich kaum Touristen, weshalb das Dorf wohl auch eher ärmlich erscheint. Der Weg zur Parenzana ist gut signalisiert. Schon münden wir in ein „feinkiesiges“ Trasse ein und fahren mit etwa 3% Gefälle Richtung Adria. (Keine der Vorhersagen bestätigt sich.) Die Landschaft ist offener; die dichten, urwaldähnlichen Wälder und Schluchten weichen sanft gewölbtem Gelände. Vermehrt fahren wir an landwirtschaftlichen Betrieben vorbei – immer noch Kleinstbetrieben mit ein paar Schafen. Allmählich nähern wir uns dem schmalen Flachlandgürtel entlang der Küste - der Weinbau Region. Es ist „läset“. Ganze Familien sind damit beschäftigt. Einige schneiden die reifen Trauben von den Rebstöcken und ein kräftiger, junger Mann trägt die gefüllten Eimer zum Traktor und kippt sie dort in die Kisten, die auf dem Wagen aufgetürmt sind. Wir halten an, um ein Foto zu machen. Und schon kommt der junge „Eimerträger“ mit einer Schere und schneidet vier grosse Trauben vom Rebstock. Er streckt sie uns hin: „This is for you.“ Wir bedanken uns; er nimmt seine Arbeit wieder auf und wir fahren weiter. 

Zur Mittagszeit kommen wir bei der Kirche „Muttergottes der Engel“  am Centralplatz in Poreč an. Frauen und Männer in dunkler Kleidung kommen aus der Kirche und stellen sich im Halbkreis auf. Spalierstehen bei einer Hochzeit? Nein, ein Chor singt ein Ständchen auf hohem Niveau. So einen Empfang haben wir nicht erwartet…

Wir sind angekommen am Ende der ehemaligen Schmalspurbahn Triest-Parenzo-Canfaro (TPC). So hiess die Strecke offiziell.

Wir überquerten Schluchten, karge Landschaften, dichte Wälder, fuhren oder schoben unsere Räder über holpriges Gelände und durch dunkle Tunnels. Und wir haben herzliche und liebenswürdige Menschen getroffen. Der Parenzana Railway-Track ist ein Highlight! Nächstes Mal mit einem Mountain-Bike.


zwei "velofreie" Tage in Poreč         24.-25.09.2018

erster Tag: Zügeln, Planung, Stadtbesichtigung, Konzert


Leider können wir unser schönes „Apartman“ mitten in der Altstadt nicht um zwei Tage verlängern, denn es ist bereits wieder vermietet. Zusammenpacken und umziehen ist angesagt. Es regnet wie aus Kübeln und es ist bedeutend kälter geworden. Kaum jemand wagt sich bei diesem Hudelwetter nach draussen. Gut so. Die engen Gassen gehören uns – wir kommen zügiger vorwärts. Aber wir müssen aufpassen, denn die abgelaufenen, spiegelglatten Kalksteinplatten sind äusserst rutschig. Trotzdem, wir schaffen es pünktlich um 10:00 zum „Old Town Square“ zu unserer neuen Bleibe für die nächsten zwei Tage. Die Vermieterin empfängt uns in einem fast akzentfreien Deutsch. Und nun wohnen wir alleine im ersten Stock eines wunderschön renovierten Altstadthauses. Die Hauptsaison ist vorbei, die Mieten sinken. Wir haben Glück!

Den angebrochenen Vormittag verbringen wir der Routenplanung. Oft sind die Küstenstrassen stark befahren, wie wir es u.a. aus Google-Streetview feststellen können. Wir suchen nach Ausweichmöglichkeiten und finden eine, indem wir ein Stück weit, etwa 29 km mit der Eisenbahn fahren, vorausgesetzt, sie nimmt Velos mit. Im Verkehrsbüro konnten sie uns diesbezüglich keine Auskunft geben. Mal schauen...

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zur Euphrasius-Basilika. Kurz davor treffen wir auf eine „Art Trachtenleute“, die in einer Reihe vor der Istrien Assembly Hall stehen. Es ist ein gemischter Chor aus Lettland. Am Anschlagbrett der Konzerthalle lesen wir, dass in diesen Tagen das Istrien Chor Festival stattfindet. Chöre aus ganz Europa, aber vor allem aus den ehemaligen Oststaaten, nehmen daran teil. Die Aufführungen werden von einer Jury benotet und sind öffentlich. Wir werden eingelassen und ergattern die letzten zwei freien Sitzplätze. Ein Mädchenchor aus Litauen trägt ihre Lieder sehr rein und lebhaft vor. Morgen werden die Gewinner-Chöre bekannt gegeben. Leider verpassen wir das, wir gehen auf eine Schifffahrt nach Rovinj.

zweiter Tag: Schifffahrt: Poreč, Rovinj, Limskifiord, Vrsar, Poreč und Besichtigung Euphrasius-Basilika

Es ist neun Uhr. Zeit, um zum Hafen zu gehen, der etwa 2 min von unserer Wohnung entfernt ist und wo wir ein altes Segelschiff mit Motor besteigen werden. Als wir ankommen, läuft der grosse hölzerne Zweimaster graziös im Hafen ein. Ausser uns stehen noch zwei Pärchen da und bestaunen das ankommende Schiff. Wir vermuten, dass die auch mit uns das Schiff besteigen. Nein, das war nicht so, wir waren die einzigen, die über die Rampe ins Schiff steigen. Wo sollen wir uns hinsetzen bei dieser enormen Auswahl? Am Schatten oder doch lieber an der Sonne oder vielleicht im Oberdeck? Wir entscheiden uns für einen sonnigen, windgeschützten Platz, denn der Bura eine Art Bise – weht. Und schon beginnt ein Matrose die Taue zu lösen. Der Motor wir wird lauter, das Schiff bewegt sich weg vom Quai. Uns wird’s peinlich. Sind wir die einzigen, die mit diesem 30 m langen Boot nach Rovinj gondeln? Uns geht durch den Kopf: Weshalb nimmt der Anbieter für uns zwei nicht ein kleines Boot, oder warum hat er die Reise nicht abgesagt? Wir tuckern entlang der Küste. Wunderschön die tiefblaue Adria und die klare Luft, die eine gute Fernsicht gegen Nordwesten ermöglicht. Wir sehen sogar die Italienischen Alpen (Peakfinder hilft beim Identifizieren – es sind die Dolomiten und die Julischen Alpen). Das Motorengebrumm wird leiser, unser Schiff steuert auf eine Lagune zu und ankert schliesslich im kleinen Hafen der Zelena Lagune. Die zwei Reisegruppen, die auf dem Steg warten, besteigen das Schiff. Wir freuen uns über die zusätzlichen Passagiere. 

In Rovinj besuchen wir auf dem Hügel in der Altstadt die dreischiffige Kirche der heiligen Euphemia. 

Euphemia war eine Märtyrerin zur Zeit des Kaisers Diokletians. Der Legende nach taten ihr die wilden Tiere, denen sie zum Frass vorgeworfen worden war, nichts zuleide. Sie musste durch einen Dolchstoß getötet werden. Die hl. Euphemia wurde zur Schutzpatronin der Stadt und ganz Istriens.

Ein weiterer Höhepunkt auf der Rückfahrt ist die Fahrt durch den Limfjord, einem ca. 10 km langen Meeresarm, der von steilen Wänden begrenzt ist.

Poreč - Pazin        26.09.2018        46 km        ↑492 m        ↓226 m

Route: Poreč, Selina, Kringa, Pazin

 

Die heutige Etappe führt uns über das Hinterland von Istrien, wo sich kaum Touristen verirren. Wir fahren entlang kleinen Strassen mit sehr wenig Verkehr. Teilweise gleichen die Strassen mehr Feldwegen, aber sie sind gut befahrbar. In einem Dörfchen Kringa, hoch über dem tiefen Taleinschnitt der Draga, die in den Limfiord mündet, essen wir auf den Tribünenplätzen des Fussballfeldes unser Picknick. Wir fragen uns, wie es mit dem Nachwuchs im Fussballclub steht – der Schulbus lädt auf dem Dorfplatz ein einziges Kind aus. Das einzige Café, in dem wir eigentlich essen wollten ist geschlossen. 

In Pazin kehren wir in einem Café ein und beschliessen, hier zu übernachten. Wir fahren zur einzigen Adresse im Dorf. Eine alte Frau, die auf dem Balkon sitzt, gestikuliert und spricht auf Kroatisch. Sie zückt ihr Handy und spricht mit der Vermieterin. Kurzum gibt sie ihr Handy Martin. Von da an klappt`s mit der Wohnung und der Übergabe des Schlüssels. Wir sind total überrascht von der grosszügigen Wohnung nach CH-Standard. 

Pazin kommt uns vor wie ein Dorf vor langer, langer Zeit mit dem Schloss und den alten Häusern. Ein tiefer Karstgraben mit einer Höhle, die in einem unterirdischen See endet, wirkt das Dorf geisterhaft. Jules Verne inspirierte die Höhle für den Roman „Die Flucht aus dem Kastell."


Pazin - Rijeka      27.09.2018        38.6 km        ↑772 m        ↓1136 m

Route: Pazin, Lupoglav, Vela Ucka, Rijeka

 

Der Bura weht noch immer; es ist kalt. Zum ersten Mal fahren wir mit langen Hosen. Durch den Park  geht’s zum Bahnhof, der etwa 50 m höher als Pazin liegt. Wir wollen mit dem Balkan Express die 20 km nach Lupoglav fahren, damit wir beizeiten die steile Passstrasse über den „Vela Ucka“ 1000 m ü. M. in Angriff nehmen können. Das Bahnhofsgebäude sieht ziemlich verlassen aus, doch die Schienen sind nicht rostig, was ein gutes Zeichen ist. Durch ein Fenster erblicken wir zwei Männer in Uniform. Wir winken ihnen zu. Der Bahnhofvorstand mit rotem Hut kommt auf uns zu. Wir sagen ihm, dass wir nach Lupoglav fahren möchten. Er sagt, dass das nicht gehe, weil Schienenarbeiten im Gange sind und der Zug durch einen Bus ersetzt sei. Wir fragen, ob wir mit den Velos im Bus mitfahren können. Er zögerte, sagte aber, dass wir warten aber noch kein Billett kaufen sollen. Es gesellen sich noch mehrere Männer zum Bahnhofvorstand. Nach  angeregter Diskussion teilen sie uns mit, dass wir mitfahren dürfen und jetzt die Billette besorgen sollen. Der Billettschalter aber auch der Weichenhebel erinnern uns an längst vergangene Zeiten.  Wir verstauen unsere Räder im Bauch des Buses und nehmen glücklich in den vorderen Reihen Platz. Der Busfahrer kontrolliert unsere Billette nicht. Etwas später kommt ein Kontrolleur, der auch die ganze Zeit mitfährt, und prüft unsere Billette. Das dauert ziemlich lange. Wahrscheinlich ist es nicht alltäglich, dass Velofahrer mit dem Bus fahren. 

In Lupoglav beginnt die Passstrasse sanft anzusteigen. Leider nicht für lange, denn wir müssen immerhin noch 770 m auf einer Länge von 5 km erklimmen – immer wieder mit schieben. Kurz vor der Passhöhe öffnet sich das Gelände. Wir erfreuen uns an einem fantastischen Ausblick bis zu den Alpen. Die 1000 m Abfahrt nach Rijeka ist die Belohnung für den „Chrampf“. 


Rijeka – Malinska     37 km       28.09.2018        ↑560 m       ↓500 m

Route: Rijeka, Urinj, Bakar, Pušća (Krk), Malinska

 

Rijeka ist eine hügelige Stadt. Viele Tourenfahrer wählen die Route nach Nordosten, um auf dem hohen Bergrücken die Stadt zu verlassen. Auf dem Reisebüro, wo wir auch eine detaillierte Karte mit Radrouten erhalten, schlagen sie die Küstenstrasse vor. Zudem vernehmen wir auch, dass die Insel Krk viele Radwege hat und jedes Jahr noch weitere hinzukommen. Also ein Radfahrerparadies, das wir anpeilen wollen! Über die ersten 20 km Fahrt rollt es flott, wenige Autos und gute Strassen. Um in die Bucht von Bakar zu gelangen, müssen wir erst einen hohen Rücken überqueren. Dann sehen wir die Bucht. Auffällig ist eine grosse rostfarbene Industrieanlage im Norden, von der wir denken, dass sie ausgedient hat. Später sehen wir, dass sie hier Kohle umladen. Im schönen mittelalterlichen Städtchen Bakar machen wir halt und geniessen die südländische Atmosphäre. Wir lernen, dass die Touristen seit dem Bau der Industrieanlage nicht mehr kommen und dass das schöne Hotel leer steht. Zeugen aus der früheren Zeit sind die riesigen Leitern am Südufer der Bucht. Beobachter schauten darauf nach den Thunfischschwärmen. Die Industrie hat ihnen wohl den Garaus gemacht.

Bei der Meerenge, wo die Brücke zur Insel steht, mündet die Autostrasse in die Küstenstrasse. Lastwagen, Camper, Autos, Motorräder, alle stehen vor dem "Mauthäuschen" und warten bis sie losfahren können. Uns winkt der Beamte durch. Wir schieben unsere Räder über den schmalen Streifen, der wohl der Radweg ist. Mit den Taschen streifen wir dauernd am Brückengeländer oder an der Leitplanke. Es sind ja nur 1.2 km, denken wir. Nach der Brücke wird es bestimmt besser. Leider nicht. Kein Fahrradstreifen, dafür alle erdenklichen Fahrzeuge, die uns mit relativ hoher Geschwindigkeit an den Strassenrand drücken. So macht Velofahren keine Freude! Wir biegen bei der ersten möglichen Abzweigung ab und gelangen zu einem Campingplatz. Vom dort aus führt eine Mountain-Bike Route, gemischt mit Wanderweg, entlang der Küste zum nächsten Dorf. Empfehlung des Tourist-Info-Büros. Wir freuen uns auf die Ruhe und die bevorstehende Fahrt. Doch plötzlich taucht ein Strassenarbeiter auf und verbietet uns, den Weg zu befahren, nicht einmal zu begehen. Wir versuchen den Mann umzustimmen, aber alle unsere Argumente zünden nicht. Ziemlich genervt kehren wir um. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die schreckliche Strasse zu nehmen. Ein Handwerker ist mit dem Treppenaufgang an einem Haus beschäftigt. Sein Lieferwagen ist halb leer - der hätte doch Platz uns nach Malinski zu fahren. Wir fragen ihn und bieten ihm für den Dienst 20 Euro an. Er stimmt sofort ein und eine halbe Stunde später fahren wir über die A 104 nach Malinski. Wir sind überglücklich, dass wir jetzt auch auf vier Rädern vorwärts kommen. Für die Autofahrer ist es auch eine nervenaufreibende Sache, wenn sie Velofahrer auf einer solchen Strasse überholen müssen.  


Malinska (Insel Krk) – Lopar (Insel Rab)     28 km       29.09.2018        ↑300 m       ↓350 m

Route: Malinska, Valbiska, Überfahrt mit der Fähre nach Lopar 

 

Vom Städtchen Malinska aus gibt es ein paar wenige Bike-Rund-Touren. Eine startet direkt bei unserem Hotel und führt uns in Richtung Fähre nach Valbiska. Es ist herrlich, fernab der Hauptstrasse zu fahren. Zugegeben das Terrain ist eher wenig geeignet für Reiseräder; wir werden so richtig durchgeschüttelt. Die letzten 10 km müssen wir nochmals auf der Hauptstrasse fahren, da kein anderer Weg oder Strässchen zur Fähre führt. Aber heute ist die Strasse wenig befahren. Die Pendler bleiben aus, es ist Samstag. An der Kasse bei der Fähre treffen wir auf Julia, eine deutsche Radfahrerin. Auch sie wartet auf die Fähre. Die Frau an der Kasse informiert uns, dass die Fähre erst wieder um 16:00 Uhr fährt - wenn überhaupt. Der Bura weht zu stark und wenn er nicht nachlässt, wird der Schiffsbetrieb eingestellt. Wir drei gehen ins Restaurant und erzählen von unseren Erfahrungen und Erlebnissen. Julia ist alleine unterwegs - auch sie fährt nach Athen. Allerdings muss sie am 11. November dort sein, weil sie am Marathon mitläuft. Ein weiterer Radfahrer gesellt sich zu uns. Er stellt sich als Bruce aus St. Louis, Missouri, USA vor. Die Art wie er sich vorstellt, amüsiert uns. Bruce, ein Perfektionist und leidenschaftlicher Redner erzählt, wie er täglich die Kette reinige und wie er eine perfekte Verpackung für den Flugtransport konstruierte. Er reiste schon mehrmals quer mit seinem Velo durch Europa.

Dann sagt Bruce: „Julia.“ Sie: „Ja.“ Bruce: „Julia, you are very famos!“ Julia lächelt, sagt aber nichts. Wir schieben unsere Velos in den Bauch der Fähre und befestigen sie. Nur noch fünf PWs, ein kleiner Lieferwagen, ein Zürcher Camper und vier weitere Radler rollen über den Steg in die Fähre. Mit wenig Verspätung legen wir los. Julia gesellt sich zu uns. Das Schiff tuckert über die raue See zur Insel Rab. Die 90 Minuten Überfahrt sind im Nu vorbei. Endstation. Unser „pensionierten Grüppchen“ trennt sich. Julia fährt weiter in die nächste Ortschaft, Bruce sucht sich irgendwo ein Plätzchen zum Zelten und wir suchen eine Unterkunft in Lopar. Am Abend googlen wir nach Julia. Sie ist tatsächlich eine bekannte Ausdauer-Sportlerin. Mit 70 Jahren, das war im letzten Jahr, lief sie den Rocky-Mountain Marathon: In fünf Tagen 160 Kilometer mit 10`300 Metern Höhenunterschied. Wir sind überzeugt, dass sie vor dem
11. November in Athen ankommt, denn sie fährt ca. 100 km am Tag mit Gepäck. 


Lopar (Rab) – Novalja (Pag)      38 km       30.09.2018        ↑497 m       ↓523 m

Route: Lopar, Rab mit der Fähre nach Lun (Pag) danach mit dem Velo bis Novalja

 

Positive Überraschung: Gleich starten wir in Lopar auf einer Art Veloweg. Wir wollen an die Südspitze von Rab, um von dort mit der Fähre aufs Festland zu gelangen.

Im Städtchen Rab machen wir Pause und sehen uns die obere Altstadt mit Kirchen und Stadtmauer an. Danach suchen wir nach dem Fährterminal nach Pag und finden keines. Ein freundlicher Herr umwirbt uns. Er offeriert, uns mit seinem Bootstaxi nach Lun auf Pag zu bringen. Den Preis finden wir angemessen. Noch etwas unsicher, mit einem kleinen Boot bei zwar nachlassendem Bura übers Meer zu fahren, sagen wir dann doch zu. Die Überfahrt ist herrlich, ein positives Erlebnis. Wir plaudern ausgiebig mit Mario, dem Kapitän. Vierzig Minuten später legen wir in Lun, der Nordspitze von Pag an. Es ist ein sehr einsamer Ort, ohne Fähren, Jachten und Touristen. Nur ein paar Einheimische, die zusammen essen und plaudern. Auf dem Weg nach der Kleinstadt Novalja sehen wir viele alte Steinmauern, die die Bauern aus zusammengelesenen Steinen mühsam errichteten. Die Mauern dienten als Gehege für Tiere und zur Begrenzung der Grundstücke. Die meisten Mauern sind gut erhalten. Wir haben darüber gelesen, dass sie wegen des Bura so robust sind. Da einige Hotels schon dicht machen, nehmen wir eines, das uns wie in Bled an die guten alten Zeiten von Tito erinnert.


Novalja (Pag) - Ražanac      59 km       01.10.2018        ↑617 m       ↓607 m

Route: Novalja, Städtchen Pag weiter über die Brücke von Paški most bis Ražanac

 

Dieser Morgen beginnt ja lustig: Ich frage nach dem Butter. Die Antwort: „Es gibt keinen, er ist nicht auf der Liste.“ Auch der Honig ist ausgegangen. Später vernehmen wir, dass sie dicht machen für den Winter. Die Fahrt entlang der D106 ist trotz des wenigen Verkehrs herausfordernd, da die Insel sehr hügelig ist und die Strassen oft dem Gelände folgen. Auch bläst uns ein steifer Bura entgegen, der den ganzen Tag anhalten sollte. Wir nehmen bald eine Nebenstrasse entlang der Bucht von Pag und erkennen eine Verbotstafel, dass die kleine Küstenstrasse gesperrt sei. Nanu, wagen wir es, um der Hauptstrasse zu entfliehen. Ein Deutscher mit E-Bike und ein Engländer mit einem Renner entscheiden wie wir, zu fahren. Wir folgen lange dem verwundenen Kiesweg. Unsere Vorfahrer sehen wir nicht mehr, aber ein Tourist, der uns mit einem Auto überholte, kommt wieder zurück. Nach ca. fünf Kilometern kommt dann die richtige Strassensperre. Dahinter ein hoher Erdhaufen quer über der Fahrbahn. Wir hissen die Räder zu zweit darüber und geniessen bald die garantiert autofreie Strecke. Wir erreichen das Städtchen Pag, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Düstre Wolken untermalen die gedrückte Stimmung. Ein Beizli lädt uns zum Zmittag ein und wir stärken uns mit Kohlehydraten, die wir, wie es sich herausstellt, noch gut gebrauchen können. Nach Pag schlagen wir der Hauptstrasse nochmals ein Schnippchen und nehmen die kleine, südlich der Bucht von Pag gelegene, Kiesstrasse. Bald entdecken wir Dutzende von Meerwasserbecken, die offensichtlich der Salzgewinnung dienten. Mehrere Kehrichtdeponien abseits der Touristenorte erinnern uns optisch und olfaktorisch an die Schattenseiten dieser Region. Bald verschönert sich die Landschaft als wir am Naturreserat Velo i Malo Blato vorbeifahren. 

Bald folgen wir der D106, auf welcher wir aufs Festland fahren wollen. Wieder Gegenwind und eine Berg- und Talbahn fordern uns von der sportlichen Seite. Nach der Brücke von Paški most wird es Zeit, eine Übernachtung zu suchen. Wir fragen nach einem Zimmer und der Herr an der Reception rät uns dringend, nicht bei ihm zu übernachten, da Morgen ein Sturm aufkomme, so dass die Strassen gesperrt würden. Wir sollten noch 15 km ins Festland hinein fahren, was wir dann machen. In Ražanac angekommen merken wir an den geschlossenen Fensterläden gleich, dass das Angebot an Übernachtungsplätzen wohl beschränkt ist. Wir sprechen eine ältere Dame an, die uns in gutem Deutsch antwortet. Sie überlegt und sagt, sie müsse ihren Mann fragen. Bald kommt sie zurück und wir haben ein tolles Zimmer mit Küche. Bevor wir es beziehen, müssen wir noch ein selbst gemachtes Schnäpschen zusammen trinken, wo wir kurz ihre Lebensgeschichte mit 41 Jahren in Deutschland erfahren. Da alle Restaurants geschlossen sind, kaufen wir Spaghetti und essen in der gemütlichen Wohnung. 


Ražanac  - Zadar    02.10.2018         21.5 km      ↑300 m       ↓317 m

Route: Ražanac, Zadar

 

Die Wellen peitschen noch immer an die Hafenmauer und die Fensterläden scheppern, obwohl sie zu sind. Der Bura wütete die ganze Nacht und auch am Morgen gibt er keine Ruhe. Wir haben Bedenken, dass wir überhaupt fahren können. Neva, die Besitzerin des Appartements, prognostiziert für den späten Vormittag eine Wetterbesserung. Neva ist temperamentvoll, voller Elan, weiss viel zu erzählen und ist über alles sehr herzlich. Bevor wir aufbrechen, zeigt sie uns das Geburtshaus ihres Mannes. Es ist noch so erhalten wie vor 75 Jahren, als ihr Mann geboren wurde. Das Haus zählt drei Räume. Sie sind niedrig, mit wenig Tageslicht. In der kleinen Küche brodelt eine Fischsuppe für das Mittagessen. Neva kocht immer noch im alten Haus; im neuen mag sie nicht kochen. Nebst der Küche gibt es noch ein Schlafzimmer für die Eltern und eines für die sieben Kinder. 

Der Bura lässt etwas nach, wir können ans Losfahren denken. Aber bevor müssen wir unbedingt noch von ihrem speziellen Rohschinken und dem selbstgemachten Nussschnaps versuchen. Mmmh, herrlich! 

Am frühen Nachmittag kommen wir in Zadar an und finden im Zentrum der Altstadt ein kleines Appartement für die kommenden zwei Tage. Morgen steht ein Tagesausflug zu den Plitwitzer Seen an. Die Bus-Billette besitzen wir bereits. 


ein „velofreier“ Tag in Zadar        03.10.2018

Ausflug mit Bus ins UNESCO Weltnaturerbe Plitvicer Seen

 

Wir laufen entlang der alten Stadtmauer zum Busbahnhof, der im neuen Stadtteil liegt und in etwa 20 min zu Fuss erreichbar ist. Es ist Morgenverkehr; Auto an Auto schlängelt in die Stadt hinein; sie stossen bissige und übelriechende Abgase aus. Dazwischen einige Velofahrer und viele Fussgänger, die wahrscheinlich in der Altstadt einer Arbeit nachgehen. Manche haben es eilig und andere trinken unterwegs genüsslich einen Kaffee und verschlingen dazu ein Croissant. 

Etwas zu früh kommen wir auf Peron 13 an. Ein paar Chinesen und Deutsche warten schon. Pünktlich um halb neun Uhr fährt der Bus los. Die Fahrt zu den Plitvicer Seen  ist sehr angenehm und so ganz ohne Strapazen… Die Landschaft - nicht aber die Häuser - hinter dem Biokovo-Gebirge erinnern uns an den Jura. 

Der Bus lädt uns beim Eingang Nr. 1 aus. Seit 1979 steht der Nationalpark auf der Liste des UNESCO Weltnaturerbes. Eine riesenlange Schlange steht bereits vor dem Billettschalter. Jemand sagt, dass wir 20 min warten müssen. Dem war nicht so. Die Kosovaren reagieren schnell. Zusätzliches Personal wird umgehend aufgeboten und wir sind in Kürze im Park. Allerdings kommen wir an engen Stellen, vor allem über die Stege, die ca. 1.80 m breit sind und die sich über viele Kilometer erstrecken, nur langsam vorwärts. Grund: Die landschaftliche Schönheit muss bei vielen „Knipsern“ als Hintergrund für Selfies herhalten. 

Die Bäume werfen bereits lange Schatten - es wird kühl an den Plitwicer Seen. Es ist bald 17:00 Uhr. Wir müssen zur Busstation für die Rückfahrt. Fast ausnahmslos stehen die gleichen Mitreisenden wie am Morgen, ganz diszipliniert in zweier Kolone, vor dem Bushäuschen. Wir stellen uns hinten an und können schon bald in den Bus einsteigen. Die Heizung läuft. Wir geniessen die Wärme. Wieder fahren wir pünktlich los. Nach etwa 15 min hält der Bus bei einer Ausweichstelle an. Wir warten, lange, sehr lange, finden wir. Schliesslich öffnet der Fahrer die Türe und eine Touristin, die am Morgen auch mitgefahren ist, steigt mit verzweifeltem Gesicht in den Bus. Ein Parkangestellter benachrichtigte den Busfahrer und ist dem Bus mit der Frau hinterhergefahren. Anscheinend hat sie verpasst, rechtzeitig an der Einstiegsstelle zu sein. Somit ist das Rätsel für den ausserordentlichen Halt geklärt. Unkompliziert und flexibel gehandelt!


Zadar - Pirovac      04.10.2018         58.2 km      ↑617 m       ↓607 m

Route: Zadar, Sukošan, Sikovo, Radošinovci, Kašić, Pirovac

 

Wir verlassen die Stadt entlang verschiedenen Strässchen und Spazierwegen entlang der Küste. Schliesslich gelangen wir in die Industriezone, wo uns ein chemischer Gestank umhüllt und mittendrin noch ein altes Kirchlein verloren da steht. Bestimmt haben die Kirchenbesucher vor vielen Jahren hier bessere Luft eingeatmet! Entlang rostigen Eisenbahnschienen fahren wir auf einer mittelmässig befahrenen Strasse an fast ausgestorbenen Ferienorten vorbei. Wir beschliessen, unsere Velos über die Schienen zu hieven, damit wir durch die ruhigen Quartiersträsschen fahren können. So fahren wir ins Hinterland. Die Landschaft wird einsam und hügelig. Hie und da treffen wir auf ein paar Schulkinder und alte Menschen, die uns mit „Dobrodan“ begrüssen. Auf dem höchsten Punkt angelangt, öffnet sich eine traumhafte Landschaft – ein Hochtal. Am Horizont sehen wir das Biokovo Gebirge und zu unseren Füssen das Gemüseland wie das Berner Seeland - nur kleinräumiger. Über einzelnen Feldern steigt ein Räuchlein empor. Die Gemüsebauer verbrennen wahrscheinlich… Dank unserer rollenden Planung stossen wir unverhofft auf einen 6 km langen Mountain-Bike-Pfad. Wunderschön durch die Gemüsegegend zu pedalen, auch wenn`s so richtig durchschüttelt. Hat vielleicht mal ein kroatischer Gastarbeiter im Berner Seeland die Idee mit dem Gemüselehrpfad und Radweg mit nach Hause genommen? 

Wir passieren den Süsswassersee von Vrana, wo Zugvögel einen Zwischenhalt einlegen. Und nun wird die Landschaft wieder hügelig. Versengte Landstriche zeugen vom grossen Waldbrand im 2017. Nachdenklich stimmen uns die Ruinen aus dem Jugoslawien Krieg. In dieser Gegend wohnten früher viele Serben, die sich mit den Kroaten einen Kampf lieferten. Dazu ein wahrer Kontrast, die alten Frauen mit Kopftuch und dunklen Kleidern, die draussen im Feld auf Stühlen sitzend kleine Schafherden hüten. Auch die freilaufenden Truthähne wecken in uns archaische Bilder. 


Pirovak - Šibenik         05.10.2018         21 km      ↑244 m       ↓241 m

Route: Pirovac, Ivinj, Vodice, Brücke über den Šibenski Most bis Šibenik

 

Bevor wir unser Appartement verlassen, kommen die Besitzer zu uns. Sie erzählen uns ausführlich über die Veränderung des Klimas und dessen Auswirkung für sie als Olivenbauer. Schneefall hatten sie in den letzten 10 Jahren nicht mehr gehabt. Dafür wird es anfangs März schon sehr warm, so dass innert Kürze die Bäume und Pflanzen spriessen. Dann aber im April gibt es wieder einen Kälteeinbruch mit der Folge, dass die zarten Knospen erfrieren. Sie erzählt auch, dass sie zwei Gemüseernten im Jahr haben. So haben sie z.B. ende September wieder Kartoffeln gesteckt, die sie an Weihnachten ernten können. 

Petra, die Gastgeberin, ist zufrieden mit dem Gesundheitssystem. Sie hatte vor ein paar Wochen eine Bandscheibenoperation. Sich zurücknehmen, die Arbeit anderen zu überlassen, fällt ihr schwer. Unser Bemühen, die Küstenstrasse D8 zu umfahren, wird sich mehrfach lohnen. Beim ersten Versuch, dem Uferweg zur Bucht von Ivinj zu folgen, haben wir Pech, da der Weg nach ca. zwei Kilometern steil ins Meer abfällt. Wir müssen umkehren… Unterwegs treffen wir zwei Olivenpflücker an der Arbeit, mit denen wir schnell ins Gespräch kommen. Der Ältere spricht ein gutes Englisch und ist zufrieden. Einzig, dass hier alles so langsam gehe - die gesamte Infrastruktur - lässt er kritisch durchblicken. Wir finden einen Bike-Trail quer durch die Wildnis über einen Hügel, der zwar einiges abverlangt, uns aber mit schönen Ausblicken belohnt. Nach Ivinj folgen wir ruhigen Landstrassen nach Tribunj, wo wir Kaffee trinken. In Vodice stärken wir uns mit einem Picknick für die Fahrt nach Šibenik – wir haben etwas Respekt vor der Brücke über den Šibenski Most, da es windig ist.

Auf lauschigen Nebensträsschen, davon eines, das mit einem Schild: „Sackgasse“ gekennzeichnet ist, folgen wir bis zur grossen Brücke über den Šibenski Most. Unterwegs in der einsamen Landschaft finden wir überall kunstvoll gebaute Steinmauern, wie wir sie auf Pag gesehen haben. Hinter den Mauern sind gepflegte Olivengärten, aber auch Brachen versteckt. 

Die Küstenstrasse D8 ist fest befahren und ein mittelstarker Wind weht ziemlich über dem tiefen Meeresarm. Also Lenkstange festhalten und schön geradeaus fahren. Erst nach ein paar Kilometern können wir die Hauptstrasse auf einem Feldweg verlassen, der direkt in die Altstadt von Šibenik führt. Früh angekommen geniessen wir die Altstadt mit der Jakobskathedrale und dem Stadthaus. Davor nimmt eine Hochzeitsgesellschaft mit vielen Gästen einen Apéro ein. Eine kroatische Band spielt traditionelle Stücke und ein Fahnenschwinger schwingt die kroatische Fahne. Später sehen wir, wie die Gesellschaft und das Brautpaar in die Jakobskathedrale hineingehen. Nach dem Eindunkeln kommen wir nochmals zum Vorplatz der Kathedrale und sehen ihn hell beleuchtet mit Leuchtfackeln und hören wieder die Musik. Die Gäste tanzen und der Fahnenschwinger schwingt die Fahne immer noch unermüdlich. Schliesslich hören wir beim Znacht den Autokonvoi hupend der Strandpromenade entlangfahren. Die gehen wohl nicht so früh ins Bett wie wir… 

In diesem Video seht ihr wie einige der Gesellschaft die Braut vor der Kirche übermütig empfängt.


zwei „velofreie“ Tag in Šibenik         06.-08.10.2018

erster Tag: Planung Weiterreise, Stadtbesichtigung und flanieren

Am Montag steht uns eine sehr lange Etappe durch einsame Hügellandschaften bevor. Eine Alternative dazu wäre die schwer befahrene Küstenstrasse, die uns nicht lockt. Auf Google Maps machen wir eine Bahnlinie aus, mit der wir fast die Hälfte der Strecke abkürzen könnten. Das Touristenbüro ist geschlossen und Roberta an der Rezeption weiss nichts vom Bahnverkehr. So beschliessen wir, den Bahnhof aufzusuchen. Der erste Eindruck des Bahnhofs ist nicht gerade ermutigend. Es war niemand da. An der Türe hängt ein Blatt mit allen Abfahrtszeiten. Es sind acht im Tag. Da es Wochenende ist, fahren noch weniger Züge. Der Wetterbericht fürs Wochenende ist schlecht. Wir beschliessen einen weiteren Tag in Sibenik zu bleiben. Wir erzählen unser Vorhaben Roberta. Sie erklärt spontan, dass sie sich darum kümmere und uns eine sms schicke. Kurze Zeit später bestätigt sie die Richtigkeit des Fahrplans. 

Der Stadtrundgang führt uns abwechselnd durch enge Gassen und wunderschöne Piazzas, die von stattlichen Häusern gesäumt sind. Überall finden wir Zeichen venezianischer Architektur. Wie geschichtsträchtig Sibenik ist, zeigt die stillstehende Baugrube für ein Parkhaus neben der Stadtmauer. Beim näheren Hinschauen entdecken wir Reste eines antiken Torbogens.  

zweiter Tag: Besichtigung Jakobskathedrale und Burg 

Wir besuchen die Jakobskathedrale – den schönsten Bau von Sibenik in filigran gearbeitetem weissem Kalkstein aus dem 15. Jahrhundert. Beim Eintreten hören wir die Orgel ein feierliches Stück von Bach spielen, was den Eindruck des vollendeten Kircheninneren noch verstärkt. Der helle, sehr hohe Raum, der oben in der Kuppel mündet, beeindruckt uns. Wir staunen, wie die Erbauer – drei verschiedene Architekten, die sich über eine Dauer von hundert Jahren ablösten, die Statik beherrschten. Auch, dass die Erbauer sich vor Angriffen der Türken fürchten mussten und dass während des Baus Pest-Epidemien grassierten zeigt uns den grossen Durchhaltewillen der Erbauer.

Nach so viel Kultur steigen wir über viele Treppen sportlich zur Burg hinauf, von wo wir eine prächtige Aussicht über die Bucht und das Städtchen Šibenik geniessen.

Im lauschigen Restaurant des Klostergartens geniessen wir einen Imbiss und erfreuen uns der grünen Oase mit einem weiten Ausblick.

Bei der Organisation der Weiterfahrt finden wir widersprüchliche Abfahrtszeiten der Züge im Internet und wir entschliessen uns, den Frühzug von 8:09 zu nehmen.
Šibenik ist eine gepflegte, sehr gut erhaltene Stadt mit langer Geschichte. Sie hat uns bis jetzt am besten gefallen.